Kommentar zur Echtzeitüberweisung: Danke, EU!

Von wegen sinnloses Bürokratiemonster: An der Echtzeitüberweisung sieht man, wie die EU Wirkung im Sinne ihrer Bürger entfaltet, meint Markus Montz.

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, Hans Jürgen Marhenke

(Bild: Hans Jürgen Marhenke)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Markus Montz

Staatlichen Institutionen wird oft vorgeworfen, sie verschleppten Innovation. Ich habe ein Gegenbeispiel: die SEPA-Echtzeitüberweisung. Die EU setzt sie gerade mit einer Verordnung durch, die bis Ende Oktober 2025 wirksam wird. Echtzeitüberweisungen senden und empfangen zu können, wird für alle Geldhäuser Pflicht und es darf nicht teurer sein als eine Standardüberweisung.

Ein Kommentar von Markus Montz

Markus Montz ist Redakteur im c’t-Ressort Internet, Datenschutz & Anwendungen. Dort schreibt er unter anderem über Finanztechnologie und Gesundheits-IT.

Endlich, sage ich als Verbraucher. Denn den SEPA-Standard "SCT Inst" gibt es schon seit 2017. Innerhalb von zehn Sekunden ist mit diesen Regeln das Geld auf dem Zielkonto. Mittlerweile bieten viele Banken und alle Sparkassen diesen Service zusätzlich zur Standardüberweisung an. Trotzdem können große Spieler wie ING oder DKB Echtzeitüberweisungen selbst 2024 nur empfangen.

Wer sie im Angebot hat, erhebt dafür oft happige Zusatzentgelte. Damit nutzt es kaum ein Bankkunde und jegliche Innovation bleibt aus. Ein erfolgreiches kontogestütztes Echtzeit-Zahlungssystem wie Twint in der Schweiz, das mit den US-Giganten in einen wirksamen Preis- und Beliebtheitswettbewerb tritt, ist so unvorstellbar. Zwar soll mit Wero jetzt ein Twint-Äquivalent kommen, ob es den mit jedem Jahr gewachsenen Vorsprung von PayPal & Co. noch aufholt, ist aber fraglich.

Ich verstehe, dass die neuen Systeme inklusive Echtzeit-Betrugserkennung teuer werden. Andererseits hat die EU lange genug gebeten und gedroht. Also, liebe Banken: Ihr hättet es selbst in der Hand gehabt. Das zeigt auch, dass Bürokratie mitnichten ein Selbstzweck der Verwaltung oder Politik sein muss. Oft treten sie auch einfach nur diejenigen in den Hintern, die nützliche Anpassungen verschleppen.

Mit der geplanten EU-Zahlungsdiensteverordnung steht der nächste Klopfer schon in den Startlöchern. Sie soll es Banken erschweren, die Haftung für Onlinebanking-Betrug auf die Kunden abzuwälzen, wenn diese von Betrügern getäuscht wurden. Doch anstatt zu handeln, klagen die Geldhäuser wieder über die Kosten, ohne die Betrugsprüfung freiwillig zu verbessern. Ich sage: In die Hände gespuckt und an die Arbeit! Dann kann Euch die Verordnung am Ende fast egal sein und Eure Kunden werden es zu schätzen wissen.

(mon)